
Schon der berühmte Arzt Paracelsus wusste im 16. Jahrhundert: „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Genau auf dieser alten Weisheit beruht das moderne Prinzip der Hormesis. Entdeckt wurde das Phänomen unter anderem bei Pflanzen, wo Spuren von Pilzgiften das Wachstum anregten. Heute wissen wir: Gezielte, kurze Stressreize fordern unsere Zellen heraus und machen sie widerstandsfähiger – ein universelles Prinzip des Lebens.


Nicht nur Kälte, auch gezielte Hitze ist ein wirkungsvoller hormetischer Reiz. Setzen wir unseren Körper kontrolliert hohen Temperaturen aus, wie zum Beispiel in der Sauna, aktiviert er zelluläre Schutzprogramme. Dabei wird unser Herzkreislaufsystem trainiert und es werden sogenannte Hitzeschockproteine (Heat Shock Proteins) gebildet. Diese molekularen Helfer reparieren beschädigte Proteine, schützen die Zellen vor Stress und unterstützen so die Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit des gesamten Organismus.


Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein klassischer hormetischer Reiz. Durch mechanische Belastung – sei es Ausdauertraining auf dem Rad oder gezieltes Kraftworkout im Fitnesstudio – werden Muskeln und Stoffwechsel herausgefordert. Diese Belastung stimuliert die Mitochondrien-Biogenese (die Bildung neuer Zellkraftwerke), fördert die Freisetzung von Myokinen (Botenstoffe aus der Muskulatur) und steigert so die Fettverbrennung und Insulinsensitivität. Gleichzeitig wird unser Muskel stärker, um an die nächste Belastung besser angepasst zu sein.

