Das Kuchen-Paradox

Warum manche alles essen können

Manche können schlemmen, andere nicht. Das ist kein Zufall, sondern liegt am individuellen Stoffwechseltyp. Erfahren Sie, was wissenschaftlich dahintersteckt und wie Sie Ihren Stoffwechsel gezielt für sich und Ihre Gesundheit nutzen können.

RÜCKBLICK

Eine Ahnung wird zur Wissenschaft

Die Beobachtung, dass Menschen unterschiedlich auf Nahrung reagieren, ist nicht neu. Frühe Modelle versuchten dies mit Körpertypen wie "ektomorph" oder "endomorph" zu erklären. Doch der erste handfeste wissenschaftliche Hinweis kam 2001 aus Phoenix von meinen Kollegen Weyer et al. In einer wegweisenden Studie setzten sie Probanden gezielten "Stress-Tests" aus: Überernährung und Fasten. Dabei entdeckten sie ein grundlegendes Muster: Die Art, wie ein Körper auf Überfluss reagiert, hängt direkt damit zusammen, wie er auf Mangel reagiert. Dies war die Geburtsstunde der wissenschaftlichen Einteilung in "sparsame" und "verschwenderische" Phänotypen.

METHODIK

Die Stoffwechselkammer

Um den Energieverbrauch exakt zu messen, nutzen wir in der Forschung ein hochspezialisiertes Instrument: die Stoffwechselkammer. Dies ist ein hermetisch abgeriegelter Raum, in dem sich eine Person für 24 oder 48 Stunden aufhält. Durch die kontinuierliche Analyse der Atemluft – wie viel Sauerstoff verbraucht und wie viel CO₂ produziert wird  – können wir den Energieverbrauch auf die Kalorie genau bestimmen. Diese Methode ist der Goldstandard und ermöglichte erst die Entdeckung der verschiedenen Stoffwechseltypen.
FOLGESTUDIEN

Die Probe aufs Exempel

Die Entdeckung der Stoffwechseltypen warf eine spannende Frage auf: Lässt sich damit der Erfolg einer Diät vorhersagen? Um dies zu beweisen, führten wir extrem aufwendige Langzeitstudien durch, bei denen Probanden über Wochen auf einer klinischen Forschungsstation lebten, mit für alle identischer Ernährung und überwachter Bewegung. Hier zeigte sich ein klares Bild: Der Stoffwechseltyp sagt präzise voraus, wer bei einer Diät mehr Fettmasse verliert und dem Jo-Jo-Effekt entgeht („verschwenderisch“), oder bei gezielter Überernährung stärker zunimmt („sparsam“).

Mein Ziel:
Die personalisierte Stoffwechsel-Analyse für jeden zugänglich zu machen.

Bisher ist die Bestimmung des Stoffwechseltyps extrem komplex und teuer. Deshalb entwickeln wir eine praxistaugliche Alternative: einen speziellen Mahlzeitentest. Dieser Test ermöglicht es uns, über neue Biomarker im Blut eine präzise Diagnose zu stellen – und so die hochspezialisierte Forschung aus dem Labor direkt in die ärztliche Praxis zu bringen.
MECHANISMEN

Was steckt hinter den Stoffwechseltypen?

Unsere Forschung hat einen entscheidenden Mechanismus identifiziert: das braune Fettgewebe. Man kann es sich als körpereigene „Heizung" vorstellen, die überschüssige Kalorien durch adaptive Thermogenese direkt in Wärme umwandelt, anstatt sie als Fett zu speichern. Wir konnten zeigen, dass „sparsame" Typen weniger von diesem aktiven Gewebe besitzen und es schlechter nutzen. Als weitere Faktoren spielen auch hormonelle Muster eine Rolle: Im Hungerzustand steigt bei ihnen das Hunger-Hormon Ghrelin stärker an, während das Sättigungs-Hormon Leptin tiefer abfällt.